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Triin Tark
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Veröffentlicht Jul 4, 2023
Online-First-Veröffentlichung Nov 17, 2022

Abstract

Dieser Artikel befasst sich mit dem Konzept Ethnizität als Ressource, die in von Migration geprägten Situationen aktiviert werden kann, um bestimmte Ziele zu erreichen. Analysiert werden die Lebenserzählungen von vier Menschen, die im Jahr 1941 aus Estland nach Deutschland umgesiedelt wurden und die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen Flüchtlingsstatus erhielten. Der Artikel basiert auf Lebenserzählungen und Archivquellen und untersucht, wie Ethnizität in den Lebenserzählungen als eine Ressource thematisiert wird, auf die im Laufe des Lebens zurückgegriffen worden ist. Während die Befragten ihre Umsiedlung als ›Deutsche‹ eher als Fälschung oder Manipulierung von Dokumenten darstellen, beschreiben sie das Erlangen des Status als ›Displaced Persons‹ aufgrund ihrer Einordnung als ›Est*innen‹ als etwas Selbstverständliches. Angesichts des mehrdimensionalen kulturellen und sprachlichen Hintergrunds der Befragten zeigt dieses Ergebnis, wie entscheidend sich eine solche Unterscheidung für ihr postmigrantisches Leben und bezüglich des Forschungsverfahrens erweisen kann. Die Ergebnisse hängen von den Lebenserfahrungen der Befragten einerseits und den Zielen des Forschungsprojekts, den Beziehungen zwischen Forscher*innen und Befragten wie auch von den leitenden Fragen während der Interviews andererseits ab.


Becoming ›Estonian‹ through Migration: Ethnicity as a Resource in the Narratives of People Resettled from Estonia to Germany in 1941


This article deals with the concept of ethnicity as a resource that can be activated in situations characterised by migration in order to achieve certain goals. It analyses the narratives of four people who were resettled from Estonia to Germany in 1941 and acquired a DP status after the end of the World War II. Based on life narratives and archival sources, the article explores how ethnicity is thematised in the life narratives as resource that has been drawn upon throughout life. While the respondents tend to present their resettlement as ›Germans‹ as a falsification or manipulation of documents, they describe acquiring a DP status as something taken for granted because of their classification as ›Estonians‹. Given the multidimensional cultural and linguistic background of the respondents, this result demonstrates how decisive such a distinction can prove to be for their post‐migrant lives and regarding the research process. The findings depend on the life experiences of the respondents, on the one hand, and the goals of the research project, the relationships between researchers and interviewees as well as the guiding questions during interviews, on the other hand.

Schlagwörter

Ethnizität, Ressource, Nachumsiedlung, Displaced Persons, Lebenserzählungen, Zweiter Weltkrieg