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Martin Biersack
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Veröffentlicht Jul 4, 2023
Online-First-Veröffentlichung Jul 8, 2022

Abstract

›Ausländer‹ ist keine Wesensbestimmung, sondern eine relationale Kategorie. Eine Person wird in einem bestimmten Zusammenhang als Ausländer bezeichnet, um ihre Nichtzugehörigkeit zu verdeutlichen. Die Zuordnung zur Kategorie des Ausländers (extranjero) war im kolonialen Hispanoamerika von besonderer Bedeutung, denn hier verboten die Gesetze den extranjeros den Aufenthalt. Dennoch lebten viele Migranten nichtspanischer Herkunft in Hispanoamerika. Aus der Spannung zwischen der de facto Duldung und der Exklusion de jure resultierten zahlreiche Konflikte um Personen, deren Aufenthalt als Ausländer in Frage gestellt wurde. Für die kolonialen Behörden war es alles andere als einfach zu bestimmen, wer als extranjero und wer als Spanier zu gelten hatte. In diesem Beitrag werden sowohl die Praktiken der kolonialen Verwaltung zur Identifikation von Personen analysiert als auch die Strategien nichtspanischer Migranten, sich einer für sie nachteiligen Kategorisierung als extranjero zu entziehen. Ausgangspunkt ist dabei die Frage, in welchen Situationen die Kategorie des extranjero überhaupt aktiviert und die nationale Zugehörigkeit einer Person relevant wurde.


Reputation and Credentials. Determining National Belonging in Hispano‐America


›Foreigner‹ is a relational, not an essentialist category. In any specific context, a person is categorized as a foreigner to indicate their nonbelonging. The category of foreigner (extranjero) was of particular importance in colonial Hispano‐America because the laws prohibited extranjeros from residing there. Nevertheless, there were many migrants of non‐Hispanic origin living in Hispano‐America. Tension between the de facto tolerance and the de jure exclusion resulted in numerous conflicts around those people whose residence as foreigners was questioned. However, it was difficult for the colonial authorities to determine who should be treated as a foreigner and who as a Spaniard. This article analyses both the practices of the colonial administration when identifying people’s national belonging and the strategies of the non‐Spanish migrants in avoiding being discriminated against and categorized as extranjero. For this, the starting point is to determine those situations in which the category extranjero was activated so that a personʹs national belonging became relevant.

Schlagwörter

Kategorisierung, Ausländer, Kolonialgeschichte, Hispanoamerika, Rechtspraktiken