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Abstract
Dieser Beitrag stellt die Ergebnisse einer ego-zentrierten Netzwerkanalyse vor, die zwischen 2018 und 2022 in der Lenzsiedlung, einer Hamburger Großwohnsiedlung im Bezirk Eimsbüttel, durchgeführt wurde. Die erhobenen 50 Netzwerkinterviews mit Bewohner*innen ab 18 Jahren geben Hinweise auf soziale Kohäsion und Unterstützungsleistungen innerhalb von und zwischen Familien im Quartier sowie außerhalb der Siedlung. Die Daten zeigen, dass viele verbreitete, pauschalisierende Annahmen, die insbesondere von Migration geprägten Großwohnsiedlungen zugeschrieben werden, wie beispielsweise Anonymität oder das Bestehen von »Parallelgesellschaften«, in diesem Fall nicht oder nur bedingt zutreffen. So zeigen die vorliegenden Daten insbesondere, dass die befragten Bewohner*innen und ihre Familien überwiegend über breite und vielfältige soziale Netzwerke u.a. in Form von verwandtschaftsbezogenen multiplexen Beziehungen und nachbarschaftlich organisierten uniplexen Ressourcen verfügen. Die Vernetzung ist insbesondere bei Personen mit Migrationshintergrund vor allem über verwandtschaftliche Beziehungen auch transnational ausgerichtet. Auf lokaler Ebene ist eine insgesamt hohe interkulturelle bzw. interethnische Vernetzung festzustellen, die sowohl aus bonding ties als auch aus bridging ties besteht.
Personal Networks and Social Support in a Large Housing Estate in Hamburg
This article presents the results of an ego-centered network analysis conducted in the Lenzsiedlung, a large housing estate in Hamburgʼs district of Eimsbüttel, between 2018 and 2022. The 50 network interviews with residents aged 18 and over provide information on social cohesion and support services within and between families in the neighborhood and outside the estate. The data show that many widespread, generalizing assumptions that are attributed to large housing estates, particularly when they are characterized by migration, such as anonymity or the existence of »parallel societies«, do not or only partially apply to this case. In particular, the available data show that the interviewees and their families predominantly have broad and diverse social networks, including kinship-related multiplex relationships and neighborhood-based uniplex resources. Networking is also transnationally oriented, particularly among residents with a migratory background, mainly through kinship relationships. At the local level, a high level of intercultural and inter-ethnic interaction consisting of both bonding ties and bridging ties can be observed.