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Abstract
In this article I seek to analyze migrants’ worlds and explore how hope shapes the trajectories of their lives. My central question is this: What is the role of migration as an enactment of hope for those whose lives change due to the move? While I agree that hope is a crucial driving force for finding or achieving a better future, ›a good life‹, it is necessary to distinguish whose vision of the future that hope is tailored to. The stories I present are those of persons who emigrated from the former USSR to Germany about 30 years ago.Currently, ›Russian Germans‹ (Russlanddeutsche) are perceived in Ger-many as an ›established‹ group compared to those who arrived in Germany mainly after the ›long summer of migration‹ in 2015. The »establishment« of this group in Germany is often seen as a model success story (Klingenberg 2019). But what exactly does success or establishment look like? And for whom (see Elias and Scotson 1993)? Here, I would like to counter the model minority narrative by uncovering the more complicated realities at stake. Based predominantly on biographical interviews, I offer finer reflections on the lives of migrants from the former USSR in Western Europe, on their per-sonal experience of decision-making and its consequences, and their entan-gled emotional states. Multiple belongings, as well as nostalgia, it transpires play a key role in their stories. Like Pettit and Ruijtenberg (2019), my contri-bution points to feelings of being stuck »on the other side« in the destination country after migration.
Hoffen für andere: Verschränkte Gefühlslagen von ›Russlanddeutschen‹ und die vielfältigen Aspekte ›erfolgreicher‹ Migration
In diesem Artikel versuche ich, die Lebenswelten von Migranten zu analysie-ren und zu untersuchen, wie die Hoffnung den Verlauf ihres Lebens be-stimmt. Meine zentrale Frage lautet wie folgt: Welche Rolle spielt die Migra-tion als Ausdruck der Hoffnung für diejenigen, deren Leben sich durch die Migration verändert? Ich stimme zwar zu, dass Hoffnung eine entscheidende Triebkraft ist, um eine bessere Zukunft, ein ›gutes Leben‹, zu finden oder zu erreichen, aber es muss unterschieden werden, auf wessen Vision der Zu-kunft diese Hoffnung zugeschnitten ist. Die von mir vorgestellten Geschich-ten stammen von Personen, die vor etwa 30 Jahren aus der ehemaligen UdSSR nach Deutschland ausgewandert sind. Derzeit werden ›Russland-deutsche‹ in Deutschland als ›etablierte‹ Gruppe wahrgenommen, im Gegen-satz zu denjenigen, die vor allem nach dem »langen Sommer der Migration« im Jahr 2015 nach Deutschland gekommen sind. Die »Etablierung« dieser Gruppe in Deutschland wird oft als vorbildliche Erfolgsgeschichte gesehen (Klingenberg 2019). Doch wie genau sieht Erfolg oder Etablierung aus? Und für wen (see Elias und Scotson 1993)? Hier möchte ich dem Narrativ der vorbildlichen Minderheit etwas entgegensetzen, indem ich die komplizierte-ren Realitäten aufdecke, um die es geht. Auf der Grundlage überwiegend biografischer Interviews biete ich genauere Überlegungen zum Leben von Migranten aus der ehemaligen UdSSR in Westeuropa, zu ihren persönlichen Erfahrungen mit Entscheidungen und deren Folgen sowie zu ihren ver-schränkten Gefühlslagen. Es stellt sich heraus, dass Mehrfachzugehörigkei-ten und Nostalgie eine Schlüsselrolle in ihren Geschichten spielen. Wie Pettit und Ruijtenberg (2019) verweist auch mein Beitrag auf das Gefühl, nach der Migration im Zielland »auf der anderen Seite« festzusitzen.