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Burcu Dogramaci
Veröffentlicht Dez 5, 2022
Online-First-Veröffentlichung Sep 1, 2022

Abstract

This article examines contemporary artistic engagement with the theme of Eastern European seasonal migration in German agriculture. Seasonal labor of Eastern European workers in agriculture has been an integral part of German history since at least the 19th century. Migrant workers from what is now Poland in particular have provided seasonal help during harvest times. The advantage for the farms was (and remains today) that the workers did not have to be employed permanently, especially not in winter, but were hired and paid specifically for the harvest season. It was not until the current pandemic that the public became aware of the situation of temporarily migrating harvest workers, due to the high numbers of infections on asparagus farms, for example. This article enquires into art’s specific approaches to the subject: recent works by the artist Andrea Büttner and the photographer Irina Ruppert, who have dealt with harvest workers and their work in recent years, were selected. In this essay, the social and historical contexts are put into perspective as are the artistic and photographic traditions within which Büttner and Ruppert operate. The guiding question is how artistic means are used to make visible a practice that is socially invisible or marginalized, such as seasonal labor migration.


Dicht am Feld: Saisonarbeiter*innen in Deutschland im Blick zeitgenössischer Kunst und Fotografie


Dieser Beitrag untersucht zeitgenössische künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema der osteuropäischen saisonalen Migration in der deutschen Landwirtschaft. Die Saisonarbeit osteuropäischer Arbeitskräfte ist mindestens seit dem 19. Jahrhundert ein fester Bestandteil der deutschen Geschichte. Vor allem Arbeitsmigrant*innen aus dem heutigen Polen halfen in der Erntezeit aus. Der Vorteil für die Betriebe war (und ist auch heute noch), dass die Arbeiter*innen nicht dauerhaft, vor allem nicht im Winter, beschäftigt werden mussten, sondern gezielt für die Erntezeit eingestellt und bezahlt wurden. Erst im Zuge der aktuellen Pandemie wurde die Öffentlichkeit durch die hohen Infektionszahlen, z.B. auf Spargelhöfen, auf die Situation der temporär migrierenden Erntehelfer*innen aufmerksam. Der Beitrag fragt nach den spezifischen Zugängen der Kunst zu diesem Thema: Ausgewählt wurden aktuelle Arbeiten der Künstlerin Andrea Büttner und der Fotografin Irina Ruppert, die sich in den letzten Jahren mit Erntehelfer*innen und ihrer Arbeit auseinandersetzten. In diesem Essay werden die sozialen und historischen Kontexte ebenso diskutiert wie die künstlerischen und fotografischen Traditionen, in denen sich Büttner und Ruppert bewegen. Zentral ist dabei die Frage, wie mit künstlerischen Mitteln eine gesellschaftlich unsichtbare oder marginalisierte Praxis wie die saisonale Arbeitsmigration sichtbar gemacht wird.

Schlagwörter

Ernte, Erntehelfer*innen, Saisonarbeit, Migration, Kunst, Fotografie